Rund 10.000 Deutsche, glaubt eBay, erwirtschaften sich über
Online-Auktionen einen veritablen Nebenverdienst. Schön, dachten sich da
die Finanzbehörden, und riefen "X-Pider" ins Leben: Die
Fiskus-Suchmaschine durchforstet eBay nach Steuersündern.
Von Secondhand-Klamotten bis zum Brusthaartoupet - Auktionen im Internet
werden immer beliebter. Fast zwölf Millionen Bundesbürger nutzen
regelmäßig die Marktplätze von eBbay und Co., um ihre private Habe mit
Profit zu verticken. Weltweit zählt Marktführer Ebay rund 60 Millionen
Kunden. Alle 25 Minuten wandert ein VW, alle sieben Minuten ein
Staubsauger und alle dreißig Sekunden ein Handy über den Ladentisch.
Doch die auf den virtuellen Trödelmärkten erzielten Gewinne sind nicht
immer reine Privatsache - gewerbliche Händler müssen mit dem Finanzamt
teilen. Wer seinen Keller entrümpelt oder die Wohnung eines verstorbenen
Angehörigen auflöst, hat beim Online-Verkauf nichts zu befürchten,
selbst wenn er etliche Teile anbietet oder kurzfristig größere Umsätze
erzielt. Zum steuerpflichtigen Händler wird man erst, wenn dauerhaft
ertragreiche Geschäfte gemacht werden oder sogar Ware zugekauft wird, um
sie mit Gewinn unters Volk zu bringen.
Der Fiskus interessiert sich daher verstärkt für Existenzgründer und
etablierte Händler, die die Anonymität des Internets gezielt nutzen, um
am Finanzamt vorbei im großen Stil schwarze Kasse zu machen. Mit Hilfe
einer virtuellen Suchmaschine namens "X-Pider" durchforstet seit Sommer
eine spezielle Prüfgruppe der Steuerfahndung aus Nordrhein-Westfalen
sämtliche Verkaufsportale auf der Suche nach unerkannten Steuersündern.
Wer über längere Zeit viel verkauft oder größere Posten Neuware
anbietet, gerät daher schnell ins Visier der Fahnder. Pseudonyme
bewahren die Profi-Verkäufer nicht vor der Enttarnung. Die Betreiber der
Online-Portale müssen die Klarnamen der "Power-Seller" auf Verlangen der
Finanzämter offenbaren.
Jagd auf Daytrader
Wer dem Fiskus Abgaben schuldig bleibt, kann sich auch nicht einfach
unbemerkt aus dem Staub machen. Nicht nur die Meldebehörden müssen das
neue Domizil offenbaren. Auch die Post leistet kräftig Amtshilfe. Unter
der Adresse www.umzugsdatenbank.de stöbern pfiffige Steuerfahnder in den
erteilten Nachsendeaufträgen säumigen Steuerzahlern hinterher, um die
neue Anschrift zu ermitteln.
Ins Visier der Beamten geraten in jüngster Zeit auch verstärkt
professionelle Wertpapierhändler, so genannte Daytrader, die von zu
Hause aus im Sekundentakt Wertpapiere kaufen und verkaufen, um am Fiskus
vorbei üppige Spekulationsgewinne zu erwirtschaften. Als
Handelsplattform dienen das Internet und Firmen wie die Düsseldorfer
Sino AG, die den Zockern Software und Computertechnik zur Verfügung
stellt. Da die Steuerfahndung den Börsenspekulanten im Netz nur schwer
auf die Schliche kommt, werden die Dienstleistungsfirmen verstärkt von
Betriebsprüfern des Finanzamtes durchleuchtet.
Besonderes Interesse findet dabei regelmäßig die Kundenkartei.
Massenweise Kontrollmitteilungen an die Wohnsitzfinanzämter der
Profi-Zocker folgen. Da die Internet-Dienstleister keinen Banken-Status
haben, können sie sich auch nicht unter Hinweis auf das Bankgeheimnis
vor der gezielten Rasterfahndung schützen. Ist ein Spekulant nicht bei
seinem Finanzamt gemeldet oder passen die Handelsdaten nicht zu seinen
Einkommensverhältnissen, wird die Steuerfahndung in Marsch gesetzt. Das
um seinen Anteil geprellte Finanzamt fordert bis zu zehn Jahre
rückwirkend die hinterzogenen Steuern auf Heller und Pfennig ein -
zuzüglich sechs Prozent Zinsen pro Jahr.
http://www.spiegel.de/netzwelt/poli...53,00.html